[freifunk-public] WLAN-Namen für offline-Knoten ändern?
Ralf Jung
post at ralfj.de
Mo Nov 27 19:21:42 CET 2017
Hallo,
> Ja, Smartphone, Notebook etc. Für die Benutzer die nur das Internet
> verwenden wollen bleibt das Endergebnis das selbe. Entweder sie haben
> eine Verbindung zu einem WLAN das eben kein Internet bietet oder eben
> gar keine Verbindung (weil die den "ohne Internet"- Eintrag nicht
> anklicken werden) und auch kein Internet.
> Für Nutzer die Freifunk nutzen wollen, ob es nun verbunden ist oder
> nicht werden zwei Einträge in der Netzwerkliste nötig, bei denen man
> auch bei beiden einstellen muss ob sie automatisch verbunden werden
> sollen oder nicht. Und zusätzlich dazu der beschriebene Disconnect bei
> Wechsel. Wenn ich das richtig verstehe haben die "normalen" Nutzer also
> keinen unglaublichen Vorteil, die anderen aber minimal mehr Aufwand und
> nicht planbare Disconnects.
Die "normalen" Nutzer haben einen m.E. recht großen Vorteil -- sie
kommen nicht die die Situation, wo sie Internet erwarten ("schau mal,
hier steht saar.freifunk.net") oder wo ihr Gerät Internet erwartet (weil
es sich automatisch mit saar.freifunk.net verbindet und daher von
anderen Netzen trennt) -- aber keines bekommen. Ich finde, es macht
einen riesen Unterschied, ob der Nutzer kein Internet hat, weil
saar.freifunk.net zwar zur Verfügung steht aber der Knoten offline ist
("so ein Mist, Freifunk geht schon wieder nicht!!11einself"), oder ob
der Nutzer kein Internet hat, weil es nunmal an seinem Standort kein
WLAN gibt.
Was die "Profis" angeht, die lokale Dienste nutzen wollen -- der
zusätzliche Aufwand besteht darin, dem Gerät genau einmal die zweite
SSID beizubringen. Der Disconnect ist nur eine kurze
Netzunterbrechnung, da das Gerät ja beide WLANs kennt und sich dann
automatisch in das jeweils andere wieder einwählt. Und der Disconnect
ist ja nichmtal sinnlos, im Gegenteil: Wenn man von "mit Internet" zu
"ohne Internet" wechselt, wird so die Default-Route gelöscht und das
Gerät des Nutzers weiß, dass kein Internet zur Verfügung steht. Es
braucht also nicht mehr vergeblich zu versuchen, sein Gateway zu
erreichen. Wenn man von "ohne Internet" zu "mit Internet" wechselt,
bekommt man erst durch den Wechsel per DHCP eine IP-Adresse zugewiesen,
um auch mit IPv4-Diensten reden zu können. Außerdem rechne ich nicht
damit, dass Knoten häufig zwischen den beiden Zuständen wechseln, dann
wäre noch irgendwas nicht in Ordnung (und daher wäre es sinnvoll, dass
der Knotenbetreiber das merkt).
Bei aller Ideologie muss man m.E. auch die Zahlen im Auge behalten: Wir
haben an normalen Abenden gut 1000 Nutzer, am Wochenende auch gerne mal
1400. Ich denke, wenn ich von 10 (gleichzeitigen) Nutzern ausgehe, die
sich auch mit Freifunk verbinden wollen würden, wenn da gerade kein
Internet besteht, ist das extrem hoch gegriffen. Das sind weniger als
1%, die hier also einmal eine zweite SSID konfigurieren müssen, damit
dann mehr als 99% der Nutzer einen zuverlässigeren Service bekommen.
(Zuverlässig in dem Sinne: Wenn da "saar.freifunk.net" steht, wie hoch
ist die Chance, dass ich auch Internet bekomme?)
Das Argument mit den Mesh-internen Diensten wäre überzeugender, wenn es
dazu Beispiele gäbe, aber mir sind in unserer Community keine bekannt.
Hat jemand ein Beispiel? Ansonsten reden wir hier von der rein
theoretischen Möglichkeit, solche Dienste einzurichten, und nicht von
etwas, was momentan irgendjemanden wirklich betreffen würde. Und
versteht mich nicht falsch, ich fände solche Dienste klasse, und wenn
sich da jemand meldet kommt auf jeden Fall auch technische Unterstützung
von meiner Seite! Aber es ist sinnlos, das Netz auf Kosten aller auf
einen solchen Nischenusecase zu optimieren, wenn auch die Alternative
den Nischenusecase nur minimal beeinträchtigt.
> In der zitierten Quelle von Kim [2] wird auch der Ansatz diskutiert
> falls Internet verfügbar ist eine zweite SSID ausszustrahlen die
> "saar.freifunk.net (Internet)" heißt. Damit wäre keine der beiden
> Gruppen beeinträchtigt, allerdings müsste man eben die Nutzergemeinde
> umkonditionieren...
Das löst das Problem nicht -- es verbindet sich doch die Mehrheit mit
"saar.freifunk.net". Was man machen könnte, wäre, ein zweites WLAN
"[Intranet only!] saar.freifunk.net]" *immer* aufzuspannen, mit dem sich
dann die "Profis" verbinden könnten. Allerdings hat das auch Nachteile:
Mehr SSID ankündigen kostet Airtime und füllt die WLAN-Listen der
Smartphones, und ohne den oben diskutierten WLAN-Wechsel sind Geräte
u.U. verwirrt wenn die Internetverbindung abbricht oder wieder
zurückkommt. (Aus technischen Gründen wären beide WLANs das gleiche
Netz, sprich, auch "[Intranet only!]" würde ins Internet führen wenn der
Knoten gerade Verbindung zu einem GW hat. Der einzige Unterschied wäre
der, dass die "normale" SSID abgeschaltet wird, wenn keine
Internetverbindung zur Verfügung steht.) Außerdem erhöht dies die
Chance, dass ein unbedarfter Nutzer sich versehentlich mit dem falschen
WLAN verbindet.
Diese Lösung ergibt also (im Vergleich zu meinem ursprünglichen
Vorschlag) für den "Profi" den kleinen Vorteil, dass sie das richtige
(also immer zur Verfügung stehende) Netz direkt konfigurieren kann und
nicht erst dann, wenn das "Haupt-Netz" wegfällt. Dafür entstehen die
oben genannten Nachteile. Ich empfinde das nicht als sinnvollen
Trade-off, aber doch als Fortschritt gegenüber der aktuellen Situation,
könnte mir diese Lösung also durchaus vorstellen.
Viele Grüße,
Ralf
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